Fabienne Kocher schreibt Geschichte

Judoka Fabienne Kocher sicherte sich ein Olympisches Diplom in Tokio (JPN). Trotz der knapp verpassten Medaille sorgte die Schweizerin für schöne Erfolgsmomente, Emotionen und Inspiration.

 

Es war ein Tag voller Emotionen und unglaublich spannender Kämpfe bei den Olympischen Spielen im Heimatland des Judo. Und selbst wenn es am Ende knapp nicht für die Medaille reichte, so soll eines an erster Stelle stehen: Fabienne, du warst grossartig!

Nach drei Siegen und zwei Niederlagen resultierte der starke fünfte Rang in der Kategorie -52kg. Historisch! Keine Schweizer Judoka hatte bisher mehr erreicht bei Olympia. Dies wohlbemerkt in einem Teilnehmerfeld auf höchstem Niveau – von Beginn weg.

Es war ein Auftakt, der im Vorfeld kaum dramatischer hätte ausfallen können. Fabienne Kocher traf ausgerechnet auf die Spanierin Ana Perez Box – die einzige Konkurrentin, der sie an der vergangen Weltmeisterschaft in Budapest im Halbfinale unterlegen war. Doch es war genau der Anfang, den es brauchte für Fabiennes kleines Olympia-Märchen in Tokio. Dank Entschlossenheit und Siegeswille meisterte die Athletin vom JC Uster die mentale Herausforderung und sorgte den ganzen Tag für grosse Emotionen bei den Fans vor den heimischen Bildschirmen.
Runde 1: Kocher vs. Perez Box (ESP)

«Keine Fehler», so lautete die Strategie von Coach Alex Budolin vor dem Einsatz. Der Sieg sollte realistisch sein und der Erfolgstrainer behielt am Ende recht. In einem sehr ausgeglichenen Kampf nutzte Fabienne nach 1m15s einen kleinen Positionsfehler der Spanierin zu ihren Gunsten aus und punktet mit einem Waza-Ari. In der Folge galt es diese Führung zumindest über die Zeit zu verteidigen. Lange, kräftezehrende 2m45s nahmen ihren Lauf und trotz brenzligen Situationen hielt Fabienne stand! Die wichtige Sensation war geschafft – die Schweizerin revanchierte sich erfolgreich für das verlorene WM-Halbfinale.
Runde 2: Kocher vs. Lkhagvasuren (MGL)

Die Prognosen für den Achtelfinal waren schwierig. Die erst 20-Jahre junge Mongolin zeichnete sich bisher durch einen WM-Titel bei den U21 aus, konnte ebenso zwei Grand-Slam-Medaillen gewinnen und grüsst von Rang 17 auf der Weltrangliste. Das Duell mit Fabienne sollte eine Premiere werden. Der Kampf gestaltete sich ausgesprochen zäh und schwierig, was nicht zuletzt auf den Griff- und Positionskampf der Mongolin zurückzuführen war. Erst 40 Sekunden vor Schluss passierte die entscheidende Szene. Fabienne setzte über die linke Seite zum Tai-otoshi an und wurde mit Waza-Ari belohnt. Die Top-7 waren erreicht.
Viertelfinale: Kocher vs. Pupp (HUN)

Die weitere Zuversicht schien gerechtfertigt, die Ungarin zählte wohl zu den machbaren Aufgaben. Obwohl die Historie etwas anderes aussagte: von bis dato vier Duellen gingen drei an Pupp. Doch dann, das Einwirken der technischen Fähigkeiten von Coach Budolin machte sich zum richtigen Zeitpunkt bemerkbar. Nach knapp drei Minuten brillierte Fabienne mit einer Selbstfalltechnik, meistert den Übergang in den Bodenkampf und beendet den Kampf mittels Festhaltegriff. Judo, wie man es sehen möchte. Klasse!
Halbfinale: Kocher vs. Buchard (FRA)

Wie gnadenlos und unerbittlich Judo doch sein kann – dies wurde in einer gnadenlosen Halbfinal-Lektion der erstklassigen Amandine Buchard aus Frankreich schmerzhaft in Erinnerung gerufen. Kaum 16 Sekunden verstrichen und Buchard vermochte mit einem Kata-guruma zu punkten. Bitter aus Schweizer Sicht – Respekt für die Französin.
Bronzekampf: Kocher vs. Giles (GBR)

Der letzte und alles entscheidende Kampf um Bronze stand bevor. Die Vorzeichen standen gut, erst kürzlich ging Fabienne bei der WM noch als Siegerin dieses Duells von den Matten. Doch die talentierte Chelsie Giles war zum Gegenangriff entschlossen. Ein würdiger Bronzefinal bei den Spielen nahm seinen Lauf und über lange Zeit, so wird man behaupten dürfen, lief es im Griff- als auch Positionskampf gut für Fabienne. Der entscheidende Augenblick kam nach knapp zwei Minuten Kampfzeit – Giles nutzt den Moment für einen Konter und erhält ein Waza-Ari auf ihr Konto. Fabienne, ihrerseits entschlossen zur Aufholjagd, musste riskieren und wurde erneut gekontert.

Tränen der Enttäuschung auf Seiten der Schweizerin. Fabienne Kocher zeigte vollen Einsatz, sie liess nichts unversucht, um zu gewinnen. Heute ging nicht Bronze verloren, sondern Rang 5 wurde erkämpft! Wir gratulieren zu einem fantastischen Einsatz und der super Leistung – Respekt für diesen historischen Erfolg im Schweizer Judo. Du hast heute für grossartige Emotionen gesorgt und viele Menschen inspiriert. Wir kommen noch stärker zurück!