Ein hartes Los forderte seinen Tribut: Nach zwei starken Siegen unterlag der Schweizer Judoka Nils Stump in der dritten Runde dem Japaner Soichi Hashimoto.
Von «Wettkampfglück» ist oft die Rede – doch was bedeutet das eigentlich? Kaum ein Judoka würde bei einer WM zu denken wagen, man könne ein paar Kontrahenten einfach mal so mit etwas Glück bezwingen – zu unrealistisch wäre ein solches Szenerio. Eine günstige Auslosung wäre schon alles, worauf man hoffen und als Wettkampfglück interpretieren dürfte.
Für einen Champion wie Nils Stump haben all diese Überlegungen ohnehin kaum Bedeutung. «Der Gegner spielt keine Rolle», gab Nils im Vorfeld klar zu verstehen. Der Schweizer will an die Spitze, nimmt sein Schicksal stets selbst in die Hand und gibt sich erst mit Top-Resultaten zufrieden. Und dafür muss man Favoriten schlagen, egal in welcher Runde.
Objektiv betrachtet hatte Nils aber kein Wettkampfglück. Nach zwei klaren Pflichtsiegen, wartete in der dritten Runde kein Geringerer als Soichi Hashimoto, Weltnummer 1 aus Japan. Ein spannendes und sehr taktisch geprägtes Duell nahm seinen Lauf. Immer wieder versuchte Nils mit seinem starken Griff in den Nacken zu kommen, was ihm zeitweise gelang und zu vorteilhaften Positionen verhalf. Der Japaner seinerseits stand felsenfest, kam nur selten ins Wackeln und setzte Nils konstant mit präzisen und schnellen Fusstechniken unter Druck. Die vier Minuten der regulären Kampfzeit vergingen rasch, zwar ohne Spektakel und dennoch war es ein sehenswertes Duell auf höchstem Niveau. Goldenscore: Die Entscheidung musste fallen. Hashimoto liess seine Klasse aufblitzen und zeigte, wozu eine Weltnummer 1 -73kg fähig ist: Ein rasanter und tief angesetzer «Seoi-otoshi» nahm dem Schweizer den Boden unter den Füssen weg. Ippon.
Nils verpasste damit das Viertelfinale und die Top-7 bei dieser WM um einen Kampf. Hashimoto wurde im Halbfinale von Tommy Macias (SWE) bezwungen, den Nils bei der vergangenen EM besiegte. Eine weitere Bronzemedaille ging an Bilal Ciloglu (TUR), der unserem Athleten in den letzten beiden Duellen ebenfalls unterlag.
Von aussen betrachtet lässt sich erkennen, dass Nils Stump zu den Medaillenanwärtern gezählt werden darf. Mit etwas Wettkampfglück wäre also ein besseres Resultat realistisch gewesen – aber gut zu wissen, dass er es über kurz oder lang nicht brauchen wird! Die Erfolgsgeschichte wird weitergehen…